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Aufforderung zum Selbsttest „LOB“

Liebe Leser,

immer wieder stellt man uns die Frage, darf man in der Montessori-Pädagogik tatsächlich nicht LOBEN? Die Antwort: Stimmt! Wir verzichten auf Lob!
Allerdings machen wir statt dessen etwas, dass dem Kind/ den Kindern tatsächlich hilft: Wir reflektiern mit dem Kind und schätzen das Geleistete und das Kind wert.

Wir wissen, dass dies immer wieder ein Punkt ist, bei dem viele Erwachsene Herzschmerzen bekommen. Doch bevor wir in einem weiteren Text mehr darüber schreiben, möchten wir Sie zu einem kleinen Selbsttest einladen:

Probieren Sie bitte beide Varianten aus und vor allem sprechen Sie mit ihren „Probanden“ im Anschluss darüber!

Variante 1: Loben Sie, was das Zeug hält!
Suchen Sie sich einen Probanden/ eine Probandin (bitte eine erwachsene Person wählen) aus. Wählen Sie eine beliebige Tätigkeit (Geschirr spülen, PUTZEN, …) und begleiten Sie diese, wie Sie es gerne mit Kindern tun: Mit belobenden Worten zu jeder noch so unpassenden Gelegenheit. Beispiel: Wow, du hast genau die richtige Temperatur gefunden um die Gläser zu spülen, SUPER……Oh, wie toll du das Glas in den Händen hältst, toll gemacht…..
Dies tun Sie, so lange, bis die Tätigkeit abgeschlossen ist und dann applaudieren Sie!

Und machen Sie sich nichts vor: Genauso behandeln Sie auch Kinder….. Jetzt seien Sie nicht beleidigt, das machen ja fast alle so.

 

Variante 2: Wertschätzen Sie!
Auch hier wählen sie wieder einen erwachsenen Probanden/ eine Prbandin. Sagen Sie der Person offen und ehrlich, was Sie wertschätzen. Beispiel 1: Ich bin sehr froh darüber, dass du die Wohnung immer so sauber hältst, dass tut mir richtig gut und entlastet mich sehr. (Die Variante 1 dazu: Toll, wie du staubsaugen kannst. Klasse! Applaus)
Beispiel 2: Oh, du hattest heute ein Gespräch mit deinem Chef/ deiner Chefin. Wie war das für dich? Warst du nervös? Wie verlief es denn?…

Sie merken es vielleicht schon, hier geht es vielmehr um die Person und dies verlangt eine gehörige Portion Zeit, Zuwendung und erwachsenem Verhalten. Es ist nämlich in der Tat die aufwändigere Variante, wenn man Sie dauerhaft anwenden will. Warum? Weil Sie in der Umsetzung mit Kindern meist viel Übung braucht.

 

Woran Sie erkennen, dass Ihr Kind/ Ihre Kinder eindeutig (zu viel) gelobt wurde/ wurden?
Die Kinder hören damit auf für sich selbst zu arbeiten. Diese Kinder arbeiten für Sie und warten auf das Lob. Man sieht es in der Beobachtung ganz deutlich. Immer, wenn das Kind eine „Arbeit“ abgeschlossen hat oder im schlimmsten Fall nur einen Arbeitsschritt, schaut es zu Ihnen und wartet.
Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem das selbstmotivierte Lernen für Ihr Kind wirklich schwer wird.